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Frauen
Von den gut 5.000 zusätzlichen Stellen im Land Bremen wurden knapp 2.300 mit Frauen besetzt. In den sonstigen wirtschaftlichen Dienstleistungen wurden mehr als doppelt so viele Männer wie Frauen eingestellt. Mit der Logistik oder dem Baugewerbe wuchsen zudem männerdominierte Bereiche stark. Frauenarbeitsplätze entstanden vorwiegend in wissenschaftlichen und technischen Dienstleistungen, dem Sozialwesen, dem Gastgewerbe und im Bereich Erziehung und Unterricht. Im Handel sind Arbeitsplätze für Frauen verloren gegangen, für Männer hingegen gab es hier einen Zuwachs.
Im Juni 2018 waren in der Stadt Bremen 277.297 Menschen sozialversicherungspflichtig beschäftigt, über 4.200 mehr als im Vorjahr. Den deutlichsten Zuwachs – insgesamt 1.359 Stellen – verzeichneten die sonstigen wirtschaftlichen Dienstleistungen. Hier hinter verbergen sich Branchen wie Wach- und Sicherheitsdienste, die Gebäudereinigung, der Garten- und Landschaftsbau oder Call-Center. In der Logistik sind fast 1.000 zusätzliche Stellen entstanden. Arbeitsplatzverluste gab es neben der Arbeitnehmerüberlassung auch im Finanz- und Versicherungswesen (minus 346) und im Bereich sonstiger Dienstleistungen (in Summe minus 195) und der Konsumgüterindustrie (minus 116).
Der Beschäftigungszuwachs in Bremerhaven verteilt sich - anders als früher - auf mehrere Branchen, sodass die Arbeitsplatzverluste in der Offshore-Windenergiebranche besser kompensiert werden konnten. Wachstumsstärkster Bereich ist aber nach wie vor mit der Logistik ein maritim geprägter, in dem aufgrund von umstrittenen Arbeitszeitmodellen (6-Stunden-Schicht) viele Teilzeitstellen entstanden sind. Auch im öffentlichen Dienst wurden in erster Linie Teilzeitstellen für Frauen geschaffen. Der Anstieg im Baugewerbe spiegelt den Bau-Boom wider.
Während der Männeranteil bei den Vollzeitbeschäftigten fast 70 Prozent beträgt, liegt er in der Teilzeitbeschäftigung bei nur 26 Prozent. Frauen arbeiten im Land Bremen genauso häufig in Teilzeit wie in Vollzeit. Von den sozialversicherungspflichtigen Männern sind es nur 14 Prozent, die in Teilzeit arbeiten. Prekäre Beschäftigung ist oftmals Frauensache: Rund 57 Prozent der Minijobber sind weiblich. Anders sieht es bei der Leiharbeit aus: Hier sind 3 von 4 Beschäftigten männlich.
Der Frauenanteil unter allen sozialversicherungspflichtig Beschäftigten in Bremen stagniert bei unter 44 Prozent. Damit bleibt Bremen das Schlusslicht unter den Bundesländern. Für Frauen ist der Zugang zu einem männlich geprägten Arbeitsmarkt, mit verglichen zu anderen Städten höherem Industrieanteil, erschwert.
Der Lohnabstand zwischen Männern und Frauen ist nach wie vor deutlich: in allen Branchen, in allen Leistungsgruppen. Qualifikationsunterschiede, schlechter bezahlte "typische" Frauenberufe, mehr Teilzeitbeschäftigung, aber auch geringere Gehaltszuwächse im Lebensverlauf durch Erwerbsunterbrechungen zugunsten von Kindererziehung spielen hier typischerweise eine Rolle. Studien, die versuchen, solche Struktureffekte aus dem Lohnabstand herauszurechnen, kommen im Ergebnis zu einem sogenannten ›bereinigten‹ Gender Pay Gap von rund sechs Prozent, der letztlich nur mit diskriminierenden Praktiken am Arbeitsmarkt erklärt werden kann. Er enthält keine erklärbaren, strukturellen oder arbeitsplatzrelevanten Gehaltsunterschiede mehr.
Vor allem bei Leitungspositionen sind die Unterschiede immens, aber auch bei anglernten Arbeitnehmern, wie man sie haüfig in Industrieunternehmen findet. Die Abbildung zeigt, dass es nicht "den" Gender Pay Gap gibt, sondern dass die struktrurellen Faktoren der Erwerbstätigkeit von Frauen (Erwerbsunterbrechungen, Teilzeitarbeit, etc.) sich je nach Branche und Qualifikationsniveau im Einkommen unterschiedlich niederschlagen.
Die Stundenlöhne sind — mit Ausnahme der öffentlichen Verwaltung — bei Vollzeitbeschäftigten höher als bei Teilzeitbeschäftigten — und dies teils deutlich. Die Ursachen sind vielfältig, unter anderem sind besser bezahlte Leitungs- oft Vollzeitstellen, schlechter bezahlte Tätigkeiten finden in vielen Branchen eher in Teilzeit statt. Tarifbindung hilft generell, Ungleichbehandlungen zu verhindern. Für den größten Abstand zwischen Voll- und Teilzeit sorgt im Übrigen der Profifußball, der ungeachtet gezeigter Leistungen in die Branche "Kunst und Unterhaltung" fällt, sehr gut bezahlt in Vollzeit ausgeübt wird und dementsprechend den Durchschnitt anhebt.
Nachdem der Anteil der nach Tarif bezahlten weiblichen Arbeitnehmerinnen im Land Bremen deutlich geringer war, als unter den männlichen Beschäftigten, ist dieser seit 2017 gestiegen. Dies kann unter anderem damit zusammenhängen, dass vor allem im öffentlichen Dienst zusätzliche Arbeitsplätze für Frauen entstanden sind. Hier ist die Tarifbindung insgesamt hoch. Zudem sind die Tarifverträge seit 2018 in der Gastronomie allgemeinverbindlich. Auch hiervon profitieren Frauen.
Deutschlandweit ist der Anteil der tarifgebundenen Beschäftigten bei beiden Geschlechtern nahezu identisch. Auch im Land Bremen gleicht sich die Tarifbindung bei Männern und Frauen an, nachdem die männlichen Beschäftigten über viele Jahre häufiger in tarifgebundenen Unternehmen beschäftigt waren, als die weiblichen Beschäftigten.
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Erschienen in: Bericht zur Lage der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer im Land Bremen 2019
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